Maibaum für die Landeshauptstadt

Unsere Flötistin Anna Ertl kennt das Holz nicht nur von den Holzblasinstrumenten – auch in der Forst- und Holzwirtschaft ist sie bestens bewandert und wenn sie nicht gerade mit der Musik unterwegs ist oder in der Apotheke Arzneien verkauft, dann ist sie mit Motorsäge & Co tätig. Ihr Mann, Wolfgang, ist Kulturreferent der Gemeinde Kirchdorf am Inn und so kam es, dass die beiden bei passender Gelegenheit das Angebot machten (oder annahmen), einen Maibaum für unsere Landeshauptstadt Linz zu spenden. Seit 1976 ist es der Brauch, dass eine oberösterreichische Gemeinde einen Baum für den Linzer Hauptplatz spendet. Aber erst zum zweiten Mal kam der Maibaum aus dem Bezirk Ried.

Natürlich war es mit der Spende eines Baumes nicht getan. Dieser musste auch wie anno dazu- mal händisch aufgestellt werden. Und so kamen alle Verantwortlichen der Kirchdorfer Vereine und Gruppierungen bei zahlreichen Treffen zusammen, um das Aufstellen und die begleitenden Feierlichkeiten vorzubereiten.

Am 30. April war es dann soweit. Mittels Sonder- transport wurde der Baum nach Linz transportiert, mit dem Bus folgten dann in zwei Fahrten 120 Kirchdorferinnen und Kirchdorfer. Im Volksgarten wurde der Baum am Vormittag von der Hofmarkler Zeche mit Kränzen, Girlanden, Fahnen, Gemeindewappen und Taferl geschmückt. Einige Musiker waren bereits anwesend, diese machten sich gleich daran, die spätere Marschstrecke über die Landstraße bis zum Hauptplatz zu besichtigen. Je- doch endete die Besichtigung vorzeitig im „Josef das Stadtbräu“.

Nachdem alles bereit für den Festzug war, gaben wir zur Einstimmung im Volksgarten ein Platzkonzert. Leider meinte es der Wettergott nicht sonderlich gut mit uns, und die Konzertaufstellung musste unter einem großen Baum Schutz vor dem Regen suchen. Nur ein Ereignis konnte uns noch vom Ab- marsch hindern – ein Stabführer, der ohne Stutzen nach Linz reiste. Doch Manuel hat als Straßenmeister Stv. auch in der Landeshauptstadt seine Kontakte und es war schnell für Ersatz gesorgt.

Um 15 Uhr war es dann so weit. Eskortiert – wie bei einem Staatsbesuch – von Polizei (im Auto, auf Motorrädern und zu Fuß) marschierten wir los. Gefolgt von Ehrengästen und Vereinen und schließlich dem 15er Steyr-Traktor von Georg Schießl sen., der unseren Maibaum zog.

Straßenbahnen wurden angehalten, Kreuzungen wurden gesperrt und so konnte sich der Festzug unter dem Applaus der Linzer Bevölkerung zum Hauptplatz bewegen – verfolgt von fünf Garnituren der Straßenbahn, die dort wieder auf freie Fahrt hoffen durften. Wir konnten somit die erste längere „Marschprobe“ in diesem Jahr absolvieren – dass dies durchaus anspruchsvoll war, bestätigte auch unser Stabführer, der über schmerzende Unterschenkel klagte.

Am Hauptplatz angekommen, übernahm unser Tubist Walter Windsperger das Kommando. Mittels „Schwoabeln“, Spiesser und Holzkeilen wurde der Maibaum von den Hofmaklern und tat- kräftiger Unterstützung von Musikern aufgestellt. Die Verpflegung der Gäste und der Passanten übernahmen die örtlichen Direktvermarkter, welche mit Standeln und Verkaufswagen Innviertler Köstlichkeiten anboten. Schließlich konnte der aufgestellte Maibaum an den Obmann des Oö. Heimat- und Trachtenvereines Günther Kreutler und den Bürgermeister der Stadt Linz MMag. Klaus Luger übergeben werden. Zum Abschluss wurde natürlich noch der Innviertler Landler getanzt, das Kirchdorfer Lied und das Hoamatland gesungen und gespielt. Nachdem der Festakt vorüber war, ließ sich auch die Sonne wieder blicken und im strahlenden Sonnenschein gaben wir noch einige Stücke unseres Unterhaltungsprogramms zum Besten.

Als Dank lud der Linzer Bürgermeister Klaus Luger noch zu einem Empfang in das Alte Rathaus ein. Auch eine Abordnung des Musikvereines konnte dabei sein, an der Feierlichkeit teilnehmen und sich am üppigen Buffet stärken. Auch hier griffen wir wieder zu den Instrumenten und trugen zur Unterhaltung der Festgäste bei. Einige Musiker übten sich in Fremdsprachen, ein Posaunist sogar in der Sprache der Jawa aus Star Wars. Nach einem ereignisreichen Tag traten wir dann um 22 Uhr die Heimreise an. Lediglich einige verantwortungsbewusste Kirchdorf blieben zurück, um den Maibaum in der ersten Nacht erfolgreich vor Dieben zu bewachen.

Einige Tage später sollte sich noch herausstellen, dass die schmerzenden Unterschenkel unseres Stabführers von einem Muskelfaserriss her rührten, welcher mutmaßlich von den noch nicht gewöhnten Ersatz-Stutzen hervorgerufen wurde.